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Fettpolster, Erschöpfung und schlechte Laune? Vielleicht hast du eine Östrogendominanz?

16. Februar 2023

Was ist eine Östrogendominanz?

Östrogene gleich Frau

So ist es wohl in den meisten Köpfen abgespeichert. Östrogen (Estradiol/E2) gilt immer wieder als das einzige weibliche Geschlechtshormon. Klar – Östrogen sorgt in der Pubertät dafür, dass sich bei einer Frau die Geschlechtsmerkmale ausbilden. Es sorgt auch dafür, dass sich die Gebärmutterschleimhaut aufbaut und zum ersten Mal eine Periodenblutung stattfindet. Aber ist es tatsächlich das einzige und wichtigste weibliche Geschlechtshormon? Natürlich brauchen wir es in gewissen Mengen, jedoch macht erst das Zusammenspiel von Östrogen und Progesteron die Sache rund. Und hierfür ist das Verhältnis von Östrogen und Progesteron ausschlaggebend.

Für das Östrogen gilt nicht: Je mehr, desto besser!

Sehr viele Frauen kommen mit Problemen in meine Praxis, die durch einen Östrogenüberschuss – also eine Östrogendominanz – ausgelöst werden. Auch wenn das Östrogen ein tolles Hormon ist, so ist ein Zuviel auch hier nicht gut.

Was macht ein Östrogenüberschuss?

Wie schon gesagt: Östrogen in einem gewissen Maß ist absolut erwünscht! Jedoch entscheiden die Menge und das Verhältnis zum Progesteron darüber, ob ich mich wohlfühle in meiner Haut oder Symptome entwickle. 

Symptome einer Östrogendominanz können sein:

  • Fetteinlagerungen besonders an Bauch, Hüften und Gesäß
  • Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • Zysten in Brüsten und Eierstöcken
  • PMS (Brustspannen, Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen, etc.)
  • Emotionale Dysbalance
  • Ängste, Depression
  • Erschöpfung
  • Starke Blutung
  • Schmerzhafte Menstruation
  • Endometriose
  • Häufige Kopfschmerzen
  • Myome
  • Krebserkrankungen

Wie kommt es zu einer Östrogendominanz?

Zunächst bringen wir mal alle eine Neigung mit und das ist nicht anders bei unseren Hormonen. Es gibt Frauen, die von Natur aus viele Rundungen haben und wenn ich hier einen Hormontest über das Labor mache, so ist meist das Östrogen satt ausgebildet. Andere sind eher „gerade“ gebaut oder athletisch – hier ist das Östrogen meist nicht so stark ausgeprägt oder zumindest nicht dominant. Das sind die „Vorzeichen“ mit denen wir alle ausgestattet werden. Aber da ist noch mehr.

Häufig sorgt unsere Lebensweise dafür, dass unser Körper zu viele Östrogene bildet oder ihm zu viele Östrogene zugeführt werden.

Wir nehmen über die Nahrung, Kosmetikprodukte oder auch die Umwelt Östrogene auf oder unser Stoffwechsel ist nicht ausreichend in der Lage diese richtig abzubauen. Oft stimmt auch das Verhältnis zu den anderen Hormonen nicht. Du erinnerst dich an meinen Beitrag „Hormon ABC“. Unser Hormonsystem ist ein filigranes Mobilé – wenn es ein Übergewicht auf einer Seite gibt, kommen alles anderen Anteile ins Schwanken. Unsere Hormone spielen wie in einem Orchester zusammen. Wenn das Zusammenspiel harmonisch ist, hören wir ein wundervolles Werk. Wenn es nicht ausgewogen ist, so gibt es Dysharmonien – vice versa in unserem Hormonsystem Dysbalancen. 

Wie war das nochmal mit dem Zyklus?

Im weiblichen Zyklus (wenn ein Zyklus noch vorhanden ist), ist das Progesteron das Hormon, das den Zyklus eigentlich ausmacht. Der Zyklus wird in die erste und zweite Zyklushälfte unterteilt. Das Östrogen bleibt in den beiden Hälften nahezu gleich. Während des Eisprungs  (in der Mitte des Zyklus) gibt es einmal einen kurzen, starken Anstieg, wonach es sich im Anschluss auf ein leicht erhöhtes Niveau (verglichen mit der ersten Zyklushälfte) absenkt. Anders das Progesteron: es hebt sich mit dem Eisprung um das 3-fache an und bleibt in der zweiten Zyklushälfte in dieser Hochphase, um dann am Ende des Zyklus abzufallen, damit die Blutung einsetzen kann (wenn es nicht zu einer Befruchtung gekommen ist). 

Spannend ist auch, dass sich durch die Erhöhung des Progesterons unsere Körpertemperatur um ca. 0,4 °C anhebt! Für uns gilt also nicht den ganzen Zyklus die immer wieder beschriebene Durchschnittstemperatur von 36.8°C! Hier sind mal wieder Männer als Maßstab herangezogen worden. Aber zurück zum Progesteron..

Wie du nun schon ahnst. Das Progesteron ist ein sehr, sehr wichtiges Hormon für uns Frauen! Es entscheidet maßgeblich über unser Wohlbefinden und sollte besonders in der zweiten Zyklushälfte das dominierende Hormon sein. Jedoch ist das ganz oft nicht der Fall!

Idealer Hormonverlauf im Zyklus

Arten von Östrogendominanz

Es gibt verschiedene Arten der Östrogendominanz. Um hier ein Verständnis zu bekommen, ist es wichtig, auf das schon erwähnte Verhältnis von Östrogen zu Progesteron zu schauen.

Absolute Östrogendominanz

Bei einer absoluten Östrogendominanz ist zwar ausreichend Progesteron im Körper, jedoch ist das Östrogen im Allgemeinen zu hoch. Somit ist das Verhältnis dieser beiden Hormone nicht im Gleichgewicht.

Absolute Östrogendominanz

Doch wie kommt es zu diesem Östrogenüberschuss? Folgende Dinge können zu einer absoluten Östrogendominanz beitragen:

Konstitution

Wie schon oben erwähnt: wir bringen alle eine Neigung mit und diese spielt bei dieser Form der Östrogendominanz eine wichtige Rolle. Allerdings gibt es weitere Faktoren, die hier zum Tragen kommen.

Übergewicht
Besonders übergewichtige Frauen leiden häufig an einer Östrogendominanz, denn neben den Eierstöcken ist das Fettgewebe eine weitere Produktionsstätte für Östrogen. Das heißt also: je mehr Körperfett du hast, desto mehr Östrogen kann hergestellt werden. Hier „beißt sich die Katze also in den Schwanz“ 😉  Je mehr Östrogen ich habe, desto mehr Fett lagere ich ein – und je mehr Fett ich einlagere, desto mehr Östrogen habe ich..

Ernährung
Mit der Nahrung können wir sowohl Lebensmittel zu uns nehmen, die von Natur aus östrogenartige Substanzen enhalten, Nahrungsmittel die östrogenhaltige Zusatzstoffe mitbringen, oder auch Nährstoffe, die durch ihre Auswirkung im Stoffwechsel einen Östrogenüberschuss begünstigen.

Aber jetzt von vorn: es gibt pflanzliche Lebensmittel, die östrogenartige Substanzen enhalten. Man nennt diese Phytoöstrogene. Zu diesen zählt zum Beispiel Soja. Hier macht also „die Dosis das Gift“ und du solltest dir überlegen, ob du eine Extraportion Östrogen gebrauchen kannst oder auch nicht! Darüberhinaus zählt Soja bei uns zu einem der stärksten Allergene in den Nahrungsmitteln. Hier kommt also noch die Frage dazu: Vertrage ich Soja überhaupt? 

Des weiteren kann ein hoher Konsum von tierischen Lebensmitteln problematisch für unseren Hormonhaushalt sein – besonders von Tierprodukten aus konventioneller Haltung. In Fleisch und Milch sind Östrogene von Natur aus enthalten (es geht hier ja um ein weibliches Tier, bzw. dessen Fleisch oder Milch), und dazu kommen noch die Hormongaben in der konventionellen Tierzucht. Das kann bei hohem Konsum deutlich zu viel werden.

Wenn du viel Zucker oder auch raffinierte Kohlenhydrate zu dir nimmst, so führt das zu einer starken Insulinausschüttung. Diese Insulinausschüttung kann dann wieder zu einem Östrogenüberschuss beitragen. So haben wir auch hier wieder den „doppelten Effekt“. 

Umweltfaktoren
Umweltöstrogene oder auch Xenoöstrogene sind “Fremdöstrogene”. Diese Substanzen können das körpereigene Östrogen nachahmen. Wir sind täglich einer Vielzahl dieser Fremdöstrogene ausgesetzt und nehmen sie ständig – meist unbewusst – auf. Sie verstecken sich beispielsweise in:

  • Plastik
  • Konservendosen
  • Kosmetik
  • Pestizide und andere Spritzmittel
  • synthetische Hormonpräparate (vor allem die Pille)

Schau darauf, dass du möglichst wenig Plastik für deine Lebensmittel und Getränke verwendest. Schau auf das Kleingedruckte deiner Kosmetikprodukte – auch in der Zahnpasta, Peelings und Make-ups ist immer wieder Mikroplastik enthalten. Das zu erkennen ist für den Laien eher schwierig.

Ich schreibe dir hier mal eine Liste auf, mit denen du den Plastikanteil in deinen Produkten besser erkennen kannst:

  • Polyethyleneglycol (PEG)
  • Acrylate Copolymer (AC)
  • Acrylate Crosspolymer (ACS)
  • Dimethiconol
  • Polyamide (PA, Nylon)
  • Polymethylmetacrylate (PMMA)
  • Polyurethane (PUR)
  • Polystyrene (PS)
  • Polyquaternium (PQ)
  • Polyethyleneterephtalate (PET)
  • Polyethylene (PE)
  • Methicone
  • Polyacrylate (PA)
  • Polypropylene (PP)
  • Siloxane
  • Polypropyleneglycol (PPG)

Schwache Entgiftung
Östrogen wird in der Leber umgewandelt und sollte dann über den Darm ausgeschieden werden. In der Praxis sehe ich immer wieder, dass bei vielen Patientinnen sowohl die Leber als auch der Darm Schwierigkeiten mit der Entgiftung haben, wodurch es hier zu Problemen kommt. Oft ist eins der Symptome die Östrogendominanz, da weder Leber noch Darm die Kapazität haben ihren Job gut zu erledigen, wodurch das Östrogen im Körper bleibt. Oft wird es im Fettgewebe gesichert, damit es keinen Schaden anrichtet, denn ein Überschuss an Östrogen und auch Zwischenprodukten des Östrogens sind potenziell krebserregend. Nun ist es also im Fettspeicher, was das Fettgewebe erneut dazu anregt mehr Östrogen zu produzieren. Dieser Teufelskreis sollte mit einer vorsichtigen und sinnvollen Unterstützung der körpereigenen Entgiftung unterbrochen werden. 

Relative Östrogendominanz

Bei einer relativen Östrogendominanz kann das Östrogen im Normbereich liegen oder sogar darunter und trotzdem ist es dominant. Wie geht das? Wie schon erwähnt, geht es im Hormonsystem immer um das Gleichgewicht. Hier kommt es zu einer Östrogendominanz, weil das Progesteron zu niedrig oder kaum vorhanden ist. Du erinnerst dich. Progesteron sollte in der zweiten Zyklushälfte das dominante Hormon sein und auch wenn es keinen Zyklus mehr gibt, so sollte das Progesteron im Verhältnis zum Östrogen ausgeglichen sein.

Relative Östrogendominanz

Der Grund einer relativen Östrogendominanz liegt immer darin, dass zu wenig Progesteron im Körper vorhanden ist. Das passiert dann, wenn im Zyklus beispielsweise kein Eisprung stattfindet. Aber es gibt auch weitere Auslöser, die das Progesteron sinken lassen.

Perimenopause

Die Perimenopause ist der Zeitabschnitt der hormonellen Umstellung vor dem Ausbleiben der Menstruation. Manche Frauen bemerken diese Umstellung bereits mit Ende 30, andere erst kurz vor dem Ausbleiben der Blutung. Dieser Zeitraum ist also sehr flexibel!

Das wohl prägendste Merkmal dieser ersten Phase der Wechseljahre, sind Anzeichen, die durch einen Progesteronmangel verursacht werden. Denn typischerweise sinkt der Progesteron-Spiegel in dieser Zeit, während das Östrogens noch stabil bleibt oder sogar steigt. Für die Mehrheit der Frauen liegt hierin die Ursache erster Symptome und das sind die Symptome der Östrogendominanz. (siehe oben)

Nährstoffmangel

Damit sich Hormone bilden können, braucht es Baumaterial. Das heißt, dass du darauf achten solltest genügend Nährstoffe zu dir zu nehmen, um das entsprechende Baumaterial zu liefern. Besonders Proteine sind hier wichtig. Aber auch die Entgiftung über die Leber ist auf eine gute Versorgung mit Vitalstoffen angewiesen. Ansonsten kann das Östrogen nicht richtig abgebaut werden, was dazu führt, dass es sich im Köper einlagert.

Stress

Stress bringt alles durcheinander – auch unsere Hormone. Wie das geht? Unsere Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron gehören zu den Steroidhormonen. In dieser Kette entsteht aber auch noch ein weiteres Hormon. Das Cortisol. Das Cortisol ist zwar kein Geschlechtshormon, aber ein Stresshormon. Und wenn es viel Stress gibt, werden alle Ressourcen herangezogen, um dieses Stresshormon zu bilden – denn das Überleben ist in stressigen Zeiten wichtiger, als die Fortpflanzung (Geschlechtshormone). Und damit nicht genug! Es kommt sogar zu einem sogenannten „Progesteron steal“! Sprich der Körper lenkt die Ressourcen für die Bildung des Progerstrons um und produziert anstattdessen Cortisol. So kommt es dazu, dass nur ganz wenig Progesteron vorhanden ist und wir durch den Stress in einer relativen Östrogendominanz landen. 

Intensiver Sport

Sehr intensiver Sport in einer hohen Frequenz kann mit Stress gleichgesetzt werden. Intensive Workouts können zu einem Progesteronmangel führen oder gar zum Ausbleiben des Eisprungs. Denn wer viel und sehr intensiv trainiert, schüttet vermehrt Cortisol aus. 

Und was mache ich jetzt mit der Östrogendominanz?

Was kannst du also auf natürlichem Weg tun, um deine Hormone wieder ins Gleichgewicht zu bringen?

Das wird das Thema meines nächsten Beitrags sein.. Ich freue mich, wenn du auch dann wieder dabei bist! Und natürlich finde ich es großartig etwas von dir zu hören/lesen! 🙂

Lass es dir gut gehen! Eva

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5 Comments

  • Reply Was tun bei Östrogendominanz? - www.evaswelt.net 5. März 2023 at 13:29

    […] Im letzten Beitrag ist es um die  Östrogendominanz gegangen. Was ist das genau? Welche Symptome bringt sie mit sich? Wenn du noch einmal nachlesen möchtest, findest du den Beitrag hier. […]

  • Reply Blumenkohl Kokos Suppe - Geheimrezept 23. März 2023 at 18:21

    […] Podcast Episode „Wechseljahre & Hormone“ mit Barbara und in den Beiträgen „Was ist eine Östrogendominanz?“ und „Was tun bei Östrogendominanz“ findest Du weitere Infos dazu. Aber sowiel […]

  • Reply Tipps für einen gesunden Darm - www.evaswelt.net 7. Mai 2023 at 11:35

    […] bringt die unterschiedlichsten unangenehmen Symptome mit sich. In meinen Beiträgen „Fettpolster, Erschöpfung, schlechte Laune – vielleicht hast du eine Östrogendominanz?“ und „Was tun bei Östrogendominanz?“ findest du viele Informationen zu diesem Thema. Und […]

  • Reply Brokkoli - die Wunderpflanze in den Wechseljahren - www.evaswelt.net 27. Oktober 2024 at 13:40

    […] mit Übergewicht, Brustkrebs und Gebärmutterkrebs in Verbindung stehen. In meinen Artikeln https://evaswelt.net/was-ist-eine-oestrogendominanz-symptome/ und https://evaswelt.net/was-tun-bei-oestrogendominanz/ erfährst du mehr […]

  • Reply Gewichtszunahme in den Wechseljahren - www.evaswelt.net 27. Oktober 2024 at 15:49

    […] und Gehirnnebel die Folge sein kann. Mehr zur Östrogendominanz findest du in meinen Artikeln https://evaswelt.net/was-ist-eine-oestrogendominanz-symptome/ und […]

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